Poitín – Vom Mondschein in aller Munde

Beim Thema hochwertige Spirituosen verschlägt es einen zwangsläufig auf die britischen Inseln. Raue Natur und durch Jahrhunderte veredelte Handwerkskunst verleihen Scotch Single Malt seinen besonderen Charakter. Doch wurde der Whisky auch wirklich auf schottischem Boden erfunden?

Fragt man die Iren, ist dem nicht so. Gerne bezeichnen sie ihre Heimat als Mutterland des Whiskys. Besondere Verehrung schenkt das trinkfeste Völkchen dabei einem potenziellen „Opa“ des schottischen Klassikers. Beim Poitín (ausgesprochen „potschien“) handelt es sich um eine der ältesten Spirituosen überhaupt.

Zu etwas, das auf eine solch lange Geschichte zurückblickt, sammeln sich Anekdoten, Mythen und Historische Momente, vor allem in Irland. Anhand dieser möchten wir euch das faszinierende Getränk näher bringen.

Was genau ist Poitín?

Gebrannt wird Poitín aus Gerste, Malz oder Kartoffeln. Verfährt man gemäß der traditionellen Herstellungsweise, wird er in kleinen Töpfen, sogenannten „pot stills“, gebrannt. Von ihnen leitet sich der Name Poitín, oder auch Potcheen, ab.

Zu Deutsch bedeutet die Bezeichnung Mondschein, was einen Hinweis auf die Verbindung zwischen dem Poitín und der Schwarzbrennerei liefert. Er besitzt einen Alkoholgehalt zwischen 40-90%. Daher bezeichnet man ihn gerne als den stärksten Alkohol der Welt.

Vom Kloster über die Schwarzbrennerei bis ins Supermarktregal – die bewegte Geschichte des Poitín

Zum Wissen, das die Mönche im 6. Jahrhundert n. Christus auf die grüne Insel brachten, gehörten auch Destillationstechniken. Auf Basis der lokalen Getreidesorten schufen sie einen Vorläufer des Whisky (Uisce beatha, „The water of life“) – der Poitín war geboren.

Im Jahre 1661 verbot die Regierung die private Herstellung hochprozentiger Getränke. Für 150 Jahre war es illegal, Poitín herzustellen. Dabei ging es ihr weniger um die Gesundheit der Menschen, als um ausbleibende Steuergelder.

Legalisierung und Kommerzialisierung

Seit 1997 darf er wieder legal in Irland zu verkauft werden. Beim Supermarktgiganten Tesco findet man mittlerweile eine Variante aus der Destillerie Connemara im Regal. Der Alkoholgehalt wurde auf Trinkstärke angepasst.

Manch einem Iren stieß das übel auf. Der Spirituose steht für die artisanale, heimgemachte, aber auch für die illegale Brennkunst mit einem Alkoholgehalt jenseits von Gut und Böse. Über Jahrhunderte in die Wildnis und Hinterhöfe verbannt, hängt der Schwarzbrennerei ein Hauch des Romantischen und Gesetzlosen an.

Die kommerzielle Version wird jedoch nicht minder gemocht und erschließt viele neue begeisterte Anhänger. Seit 2008 ist Poitín eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Ähnlich wie bei Champagner und Parmesan, darf er nur so bezeichnet werden, wenn er aus seiner Heimat selbst stammt.

Poitín – mehr als nur ein Getränk

Poitín bedeutet für die Iren mehr als nur Schnaps. In unzähligen Liedern und Geschichten wird er besungen und spielt eine entscheidende Rolle. Anhand von drei Beispielen zeigen wir euch, wie das inoffizielle Nationalgetränk mit Alltag, Historie und der Legendenwelt verbunden ist.

Drunk Dead / Wake the dead

Die Bezeichnung „drunk dead“ bezeichnet den katatonischen Zustand eines Betrunkenen. Mit Hilfe des Poitíns scheint es relativ einfach, diesen einer Leichenstarre ähnelnden Zustand zu erreichen.

Da das in Irland wohl häufiger vorkommt, erschuf man die Tradition des „wake the dead“. Gemäß dieser lässt man einen Verstorbenen erst mal zwei Tage unangetastet. Der Zeitraum dient zur Übeprüfung, ob die Person tatsächlich tot ist, oder lediglich voll wie ein Haubitze.

Inishowen – für drei Jahre Poitín-Republik

Die Halbinsel Inishowen im County Donegal besitzt in ihrer Historie eine ganz besondere Verbindung zum Poitín. Vom Rest Irlands durch eine natürliche Barriere aus drei Bergen getrennt, erdachten ihre Bewohner einen tollkühnen Plan, um die Illegalität des des Schwarzbrennens zu umgehen.

Im Jahre 1812 riefen sie ihren eigenen Staat aus, die „independent nation of the Urris Republic of Poitín“. Den einzigen Zugang über Land schütteten sie mit Felsbrocken zu. Wer dem der neugegründeten Republik zu Nahe kam, den bewarf man mit Steinen oder Kanonenkugeln. Der Legende nach stammten diese aus englischen Schiffswracks.

Die Landwirtschaft und der Handel florierten. Der Hafen von Derry war weiterhin gut erreichbar und diente als Umschlagplatz für den Poitín. Drei Jahre Lang durften sie ihr Spielchen treiben, dann hatten die Engländer die Faxen dicke. Im Jahre 1815 kamen sie mit einer großen Anzahl Soldaten. Sie benötigten über 100 Kanonenschüsse, um die Barriere zu durchbrechen.

Durty Nelly – Mit Poitín vertrieb sie Schmerz und Sorgen

Eine klassische, irische Anekdote darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Man erzählt sich, dass eine herzensgute Lady einst viele Reisende in ihrem Haus, nahe des Flusses bei Bunratty, beherbergte.

Eines Nachts stahl ein Streuner ihre kompletten Ersparnisse. Todunglücklich zu Bett gegangen, erwachte Nelly mit dem Mut, den Neuanfang zu wagen. Eine altes Rezept geisterte durch ihren Kopf. Sie machte sich auf in den Wald und schuf einen Trunk, der es in sich hatte.

Denn mit der Zeit stellte sie fest, dass ihre Schöpfung lahme Hunde heilte, Rennpferde schneller machte und liebesmüde Ehemänner wieder eifrig Nachwuchs zeugen ließ.

Am Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist zu zweifeln, aber selbstverständlich handelte es sich bei dem, was Durty Nelly zusammengebraut hatte, um nichts anderes als Poitín.

Glendalough Poitín

Es gibt kaum einen Iren, der nicht irgendwann im Leben seine Erfahrungen mit Poitín macht. Nun ist es an der Zeit, dass auch ihr das irische Wunderwasser entdeckt.

Bestens dazu geeignet ist der Glendalough Poitín, den ihr im Online-Shop von schnaps.de findet. Im Geiste der alten Handwerkskunst stellt man bei Glendalough die Sorten Glendalough Premium Irish Poitín, Glendalough Mountain Strength Poitín sowie Glendalough Sherry Cask Finish Poitín her.