The Botanist Islay Dry Gin – Wolf im Schafspelz oder schwarzes Schaf mit Stil?

Manche Dinge sind untrennbar miteinander verbunden. Das gilt auch für die schottische Insel Islay und Single Malt Scotch Whisky. Neben diesem ist die Insel die Heimat von 30.000 Schafen und, seit einiger Zeit, eines Dry Gins. Der The Botanist Islay Dry Gin aus der Destillerie Bruichladdich verspricht aufgrund seiner Herkunft und der 22 auf der Insel Islay gepflückten Botanicals ein ganz besonderers Geschmackserlebnis.

Schnaps.de stellte sich eine Reihe von Fragen. Kommt der Islay Dry Gin in Sachen Qualität und Einzigartigkeit im Vergleich zu den Islay Single Malts ungeschoren davon? Steckt unter der schwarzen Wolle ein süßes, verführerisches Geschmackserlebnis? Oder frisst der erste Gin von der Insel Islay den guten Ruf der von dort stammenden Spirituosen einfach auf? Wir gehen der Sache nach und blöken euch unsere Eindrücke.

Wo kommt er her und was ist drin?

Beschaulich geht es auf der Insel Islay zu. Mit um die 3.500 Einwohner leben dort nicht nur weniger Menschen als Schafe, sondern auch weniger Menschen als Rotwild. Die zu den inneren Hebriden gehörende Insel besitzt eine Größe von 619,6 km² und ist etwa 40 km lang. Ihre höchste Erhebung beträgt 419 Meter.

Islay stellt eine eigene, unabhängige Whiskyregion dar. Die Produktion des Single Malts, sowie der damit verbundene Tourismus haben substanziellen Charakter für die Inselbewohner. Aktuell widmen sich auf Islay acht Destillerien der Produktion von Scotch Single Malt. Bei diesen handelt es sich um Ardbeg, Bowmore, Bruichladdich, Bunnahabhain, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin und Laphroaig.

Idee und Umsetzung des The Botanist Islay Dry Gin entstammen der renommierten Brennerei Bruichladdich. Was zunächst undenkbar klingt, erscheint auf den zweiten Blick mehr als logisch. In der rauhen Natur der Insel Islay gedeihen so manch seltsame Kräuter, die man anderswo selten findet.

Zur 22-köpfigen Herde der Botanicals gehören Ackerkratzdistelblüten, Apfelminze, Beifußblätter, Birkenblätter, Ginsterblüten, Heideblüten, Holunderblüten, Kamille, Labkrautblüten, Mähdesüß, Liebstöckelblüten, Pfefferminzblätter, Rainfarn, Rotkleeblüten, Sumpf-Myrte, Thymianblätter, Wacholderzapfen, Wasserminze, Weißdornblüten, Weißklee und Waldsalbei und Zitronenmelisse. Dazu gesellen sich die Klassiker: Cassiarinde, Zimtrinde, Koriander und selbstverständlich Wacholder.

Die Herstellung des The Botanist Islay Dry Gins

Der Tag auf der Weide läuft gemächlich an. Zunächst grasen die Alphatiere unter den Botanicals alleine in der Brennblase bei handwarmer Temperatur. Das ist wortwörtlich zu verstehen. Das korrekte Maß an Wärme wird anhand der Probe durch die Hand des Brennmeisters ermittelt.

Erst zwölf Stunden später treibt eine Steigerung des Drucks bis zum Siedepunkt die Herde in höhere Lagen. Ein System aus Kupferrohren lässt nur Schafe hindurch und keine Wölfe mit dicken Bäuchen. Was zu schwer ist, fließt ab.

In einer Wasserbox angekommen, trennen sich die schweren Öle von den zurückbleibenden Dämpfen und fließen zurück. Durch den Lyne Arm, bei uns Schwanenhals genannt, kommen nur noch die reinsten Dämpfe hindurch. Sie treffen auf Mullbeutel, in denen sich die speziellen Islay-Botanicals befinden. Auch hier wacht ein Rückflussrohr für schwerere Bestandteile wie ein Hirtenhund über die Aromenherde.

Zu guter letzter wandern die Dämpfe in die Kondensator-Röhre und anschließend in einen einzigartigen „spirit safe“. Aus diesem entnimmt der Geschmacksnotenschäfer den kostbaren middle cut, den er probiert, um die finale Abstimmung vorzunehmen.

Mäh! The Botanist Islay Dry Gin im Tasting von schnaps.de

Schmeckt Gin von der Insel Islay nun ebenso gut, wie der Single Malt Whisky von dort? Oder führt das Ganze zum „Reinfall von Schafhausen“? Die Antwort kann nicht eindeutig gegeben werden, jedoch überwiegen die positiven Eindrücke. So subjektiv ein Tasting auch immer sein mag, dieses sprengt an Komplexität und Assoziationen den Rahmen.

Was sich in der Nase abspielt, ist schlichtweg fantastisch. Wie ein Naturgeist ist der Charakter der Insel Islay ins Destillat gebannt, bestehend aus Noten von Menthol, Alkohol, Koriander, Minze und den mannigfaltigen Beiträgen der Inselkräuter.

Die Probe ist eine Herausforderung. Nachdem die Flüssigkeit mit sanftmütig den Gaumen berührt, kann man eines zweifelsfrei feststellen: The Botanist Islay Dry Gin schmeckt anders, anders, als man es von breitgefächerten Palette an Dry Gins gewohnt ist.

Der Wacholder ist nicht omnipräsent. Man hat ein wenig das Gefühl, Medizin zu sich zu nehmen. Wir können uns vorstellen, dass die Komplexität nicht jeden so zu begeistern vermag, wie das bei uns der Fall ist. Zitrus trifft Wacholder trifft eine Vielfalt flüchtiger floraler Aromen, die gar nicht alle an einem Tag abzugrasen sind. Wunderbar!

Der The Botanist Islay Dry Gin könnte zu einer neuen Liebschaft werden. Zwar ist er als Bestandteil eines Gin Tonic fast verschenkt, macht darin aus unserer Sicht eine ebenso gute, wenn nicht noch bessere Figur. Unser Fazit: Wer Gin liebt, kommt nicht um ein Schäferstündchen herum. Die unter euch, die Liebe und Gewohnheit nicht in Einklang bringen, werden The Botanist Islay Dry Gin lieben.