Kraken Black Spiced Rum – Würzige Tentakel oder geschmackliches Debakel?

Über 90% der Meere sind unerforscht. So geheimnisvoll wie die See präsentieren sich auch manche Erzeugnisse in der Welt der Spirituosen. Aufgrund seines Produktdesigns sticht der Kraken Black Spiced Rum deutlich aus dem Regal hervor.

Wir suchten die gefährliche Begegnung mit dem Ungeheuer, um zwei Fragen zu beantworten. Erstens wollten wir wissen, was überhaupt einen Spiced Rum ausmacht und zweitens, wie sich der Kraken Black Spiced Rum im Kampf mit der Armada unserer Geschmacksknospen schlägt.

Fakten & Seemannsgarn

In den Netzspelunken bekommt man nur geheimnisumwobene Spekulationen zu Hersteller und die Würzmischung des des Kraken Black Spiced Rum zugeflüstert. Hinter der Vermarktung steht die amerikanische Firma Proximo Spirits, die sich auch für andere Spezialitäten, wie den Boodles Gin oder Jose Cuervo Tequila verantwortlich zeichnet.

Die verblendeten Destillate stammen von den benachbarten Inseln Trinidad und Tobago. Sie stehen ein wenig im Schatten der „Big Player“ in Sachen karibischem Rum, wie z.B. Jamaika oder Kuba. Kürzlich getätigte Enthüllungen erwähnen, dass Zimt, Ingwer und Nelken durch die Adern des Kraken fließen. Doch was ist eigentlich genau ein Spiced Rum?

Eine kurze Geschichte des Spiced Rum

Spiced Rum ist keine moderne Innovation, auch wenn uns das die Werbeagenturen der Spirituosenkonzerne weismachen wollen. Ohne die Kunst der Aromatisierung wäre Gin undenkbar gewesen und die Geschichte der Spirituosen womöglich anders verlaufen.

Der Legende nach fand die Geburt des Spiced Rum auf hoher See statt. Ein englischer Admiral senkte den Alkoholgehalt der Rumration für die ihm unterstellten Seeleute. Stattdessen fügte er Zucker und Zitrone hinzu – der Spiced Rum war geboren.

Die heutigen Spiced Rums haben mit den historischen Vorfahren in der Regel wenig zu tun. Sie folgen einem Trend, der in den 80ern begann. Vodka mauserte sich damals zur unangefochtenen Nummer eins unter den Spirituosen. Die Großen des Segments, wie z.B. Smirnoff oder Absolut, fluteten den Markt mit servierfertigen Cocktail Premixes und Flavored Vodkas. Bei deren Produktion verwendeten sie künstliche Aromastoffe.

Die junge Zielgruppe zeigte sich begeistert. Erfolgreiche Marketingkampagnen ließen den Trend auf andere Spirituosen überspringen. Mittlerweile verleihen Honig und Kirsche manch einem angesagten Whiskey seine besondere Note. Dem Rum versucht man, vor allem mit Gewürzen, insbesondere Vanille, geschmacklich etwas Gutes zu tun.

Flavoured Rum und Spiced Rum – Was sind die Unterschiede?

Ein Verwandter des Spiced Rum ist der Flavo(u)red Rum, dessen Brennmeister neue Geschmacksideen durch Zugabe von Beeren oder Zitrusfrüchten umsetzen. Bekannt und beliebt ist in diesem Zusammenhang die Kombination aus Rum und Kokosnuss. Diesen Klassiker findet man auch im Portfolio der Hersteller, die normalerweise nicht mit zusätzlichem Aroma arbeiten.

Bei der Aromatisierung gibt es zwei Verfahren. Entweder findet sie direkt im Anschluss an den Brennvorgang statt oder erst nach der Reifephase im Fass. Für Flavoured Rum greift man gerne auf den „Blanco“, sprich den gerade destillierten, weißen Rum zurück, während der braune, bereits gelagerte Rum meist für den Spiced Rum die Basis bildet.

Abgetaucht – Das Tasting

Greifen wir also endlich mit der Hakenhand in die Getränkebar und lassen das Ungeheuer frei. Die Flasche ist definitiv ein Hingucker. Auch wer sich nicht in die Untiefen der Tasting-Details vorwagen möchte, gewinnt mit ein tolles Stück Inventar mit ihr für die heimische Kajüte.

Die Flüssigkeit im Glas glänzt ölig, wie liquides Lakritz oder Kaffee. Das Aroma empfinden wir als sehr angenehm. Die Süße dominiert auf ganzer Linie, Anklänge von Vanille, Toffee und Karamell holen den Genießer schnell ins Boot.

Leider ist der Tauchgang uns ein wenig zu unruhig. Die Riffe säumt ein mannigfaltiges Spektrum aus Pflaume, Rübenkraut und nussigen Nuancen. Die Assoziation zu den als Kind verschmähten Rumkugeln drängt sich auf.

Doch insgesamt ist uns der komplexe, würzige Körper aus unserer Sicht nicht hinreichend auskomponiert. Zudem säuft der Krake hinten raus ab – von einem auf den anderen Moment weicht der aggressive Ersteindruck gähnender Leere auf dem Geschmacksozean.

Kraken Black Spiced Rum im Tasting – Eintrag ins Logbuch von Schnaps.de

Der Kraken Black Spiced Rum überzeugt mit spannenden Produktdesign und einem fantastischen Aroma. Da er dem Genießer am Gaumen sofort die Saugnäpfe vor den Latz knallt, raten wir davon ab, ihn pur zu genießen.

Die Kritik vieler Rum-Freunde am Spiced Rum-Trend bewahrheitet sich leider ein Stück weit beim Kraken Black Spiced Rum. Dementsprechend wird ein langanhaltendes, ausbalanciertes Geschmackserlebnis zugunsten eines künstlichen wirkenden Geschmacks und einer geheimnisumwitterten Marketingkampagne geopfert.

Trotzdem sitzt man mit den Kraken Black Spiced Rum nicht in der Tinte. Die Mischung mit Cola ist bedenkenlos zu empfehlen. Im bunt beleuchteten Cocktail-Aquarium ist er ebenso pflegeleicht zu halten.