15 Fragen an Destillat-Sommelier Dieter Kann
Du bist Bier und Destillat Sommelier.
Wofür ist das gut?
Richtig. 2011 habe ich in Gräfelfing und Obertrum den Biersommelier gemacht und 2022 den Destillat-Sommelier.
Der Begriff Sommelier bzw. die weibliche Form Sommeliere, kommt aus dem Weinsegment. Die beste Übersetzung wäre wohl „Mundschenk“. Auch wenn diese Bezeichnung früher an Adelshöfen als Titel geläufiger als heute war. Seine Aufgabe ist es den Gast bei der Auswahl der Getränke zu berate und Empfehlungen auszusprechen. Er ist oft auch für den Warenbestand, Bestellungen, also den Wareneinkauf und korrekte Lagerung der entsprechenden Getränke in der Gastronomie oder einem Hotel – früher einem Adelssitz – verantwortlich.
Ein Destillat Sommelier wäre in einem Restaurant für die Empfehlung eines Aperitifs oder Digestifs verantwortlich – oder als Bartender für eine Cocktailbar. Im Handel würde er den Kunden Destillate empfehlen.
Und so sehe ich meine Rolle bei schnaps.de – den Besuchern Informationen zu verschiedenen Destillaten zur Verfügung stellen und bei der Auswahl von Produkten beratend unterstützen.
Warum wird man Bier- und Destillat-Sommelier?
Bier und Spirituosen sind für mich nicht nur ein Genussmittel. Die Beschäftigung mit beiden Themenwelten ist für mich zu einer Leidenschaft geworden. Bier und Spirituosen sind Kulturgüter mit Jahrhunderte alten Traditionen.
Das Ziel der Sommelier-Ausbildung ist, den Horizont zu erweitern und den Sommelier in die Lage zu versetzen seine Begeisterung in Worte zu fassen, Wissen über das Produkt zu vermitteln und anlassbezogene konkrete Empfehlungen auszusprechen.
Persönlich habe ich allerhöchsten Respekt vor allen die Bier oder Destillate herstellen und noch größeren, wenn das handwerklich passiert.
Mein Einstieg in diese Schiene erfolgte „quer“ über die Webseiten zu diesem Thema. Als Inhaber und Betreiberde Plattform Schnaps.de war es mein Anliegen Expertise zu erwerben und das Basiswissen und sensorisches Rüstzeug, um wirklich tief in die Themenwelt Destillat „einzutauchen“.
Wie wird man Destillat Sommelier und was hat Dich dazu bewogen einer zu werden?
Die DOEMENS Akademie in München bietet einen 14-tägigen Intensiv-Lehrgang an, an dessen Ende man eine Prüfung bestehen muss. Vorkenntnisse aus der Getränkebranche, dem Barbereich oder der Destillerie sind dabei wünschenswert und von Vorteil.
Ich habe eine besondere Leidenschaft für das Thema Sensorik – Wahrnehmung mit allen Sinnen.
Mich hat immer gewurmt, wenn ich einen Geruch kannte, aber nicht bestimmen konnte, was genau das ist. Das kann man übrigens ganz gut trainieren!
Wie viele Destillat Sommeliers gibt es?
Aktuell gibt es nur eine Handvoll von „uns“. Stand Mai 2022 – zwei duzend, weltweit!
Aber der Ausbildungsgang ist noch relativ jung. Ich denke die Zahl wird sicherlich in den kommenden Jahren noch deutlich wachsen. Biersommeliers gibt es inzwischen über 2.500.
Nach meiner Ansicht besteht ein echter Bedarf an Menschen, die sich mit umfassend mit Destillaten auskennen und sich dabei nicht nur in einer Produktnische tummeln.
Wenn ich einen Verbraucher beraten will, ist es wichtig auch einmal über den Tellerrand geblickt zu haben, denn das Spektrum der Destillate ist so unglaublich groß – Gin, Rum, Whisky, Wodka, Brandy, Cognac, Tequila und nicht zu vergessen die riesige Vielfalt an Likören und Bitters!
Hast Du außer Destillaten noch andere Genuss-Leidenschaft?
Natürlich. Zum einen natürlich das Bier. Genau gesagt Craftbeer, kurz handwerklich hergestelltes Bier. Am liebsten ein gutes NEIPA (New-England-India-Pale-Ale) oder ein Imperial Stout – aber auch ein leckeres böhmisches Pilsener oder ein Flämisch-Red.
Zum anderen bin ich Aficionado – Zigarrenliebhaber. Vorzugsweise Zigarren aus der Karibik – also Cuba oder der Dominikanischen Republik. Ich finde Food- und Smokepairing sehr spannend!
Foodpairing, Smokepairing – was ist das?
Beim Foodpairing geht es um die Kombination von Speisen und Getränken auf eine besondere Art – und zwar Kombinationen zu finden, wo sich die Komponeten aus Speise und Getränke nicht nur ergänzen, sondern sogar noch heben!
Beim Smokepairing geht es ebenfalls darum, passende Kombinationen aus Zigarre und Destillat zu finden. Beim Pairing spielt die Intensität des Geschmacks eine besondere Rolle.
Wie kommt man an eine Domain wie schnaps.de?
Ich bin tatsächlich Erstregistrierter. Das bedeutet ich habe die Domain nicht gekauft, sondern als allererster überhaupt diese – damals freie – Domain beim DENIC registriert. Die Idee war damals schon, eine Plattform mit Produkt- und Sachinformationen aufzubauen und Unternehmen zu finden, die das mit Projekt unterstützen.
Was ist die beste Spirituose?
Nach meiner Ansicht gibt es keine DIE BESTE Spirituose. Das Spektrum der Destillate sind so umfangreich und die Anzahl der Produkte gigantisch. Es kommt auf die persönlichen Präferenzen, die Stimmung und die Jahreszeit an.
Zum Beispiel trinke ich im Winter gerne torfig-rauchige Whiskys wie einen Lagavullin von der Insel Islay. An einem kalten Winterabend, ein prasselndes Feuer im Kamin, draussen treibt der Wind erste Schneeflocken ums Haus. Gemütlich auf einem Ohrensessel und eine gute Zigarre oder eine dunkle Schokolade auf dem Tisch.
Im Sommer bei glühender Hitze würde ich dann einen Rum oder Cocktail aus einem geeisten Glas bevorzugen.
Gibt es denn Deiner Meinung nach schlechte Spirituosen?
Ja. Zum einen gibt Spirituosen, die mit eindeutigen Geschmacksfehlern daherkommen, wo handwerklich etwas schief gegangen ist. Zum Beispiel einen Brand mit einem Geruch von Klebstoff oder Nagellack, wo der Vorlauf nicht ordentlich abgetrennt wurde. Das ist sicherlich nicht erstrebens- und probierenswert. Aber wo Menschen wirken, passieren Fehler.
Für mich ist ein Produkt wirklich schlecht, wenn es beim Verbraucher eine Erwartung erweckt, die es letztendlich nicht erfüllt. Also Produkte ,die vorgeben etwas zu sein, was sie definitiv nicht sind. Das nenne ich Verbrauchertäuschung und finde es arglistig! Selbst, wenn sie sensorisch nicht mal schlecht sein mögen.
Verbrauchertäuschung bei Spirituosen?
Ja, egal, ob es ein Pseudo-Rum ist, obwohl es sich um einen Übersee-Rum (Anteil karibischer Rum 5%, restlicher Alkohol Ethylalkohol) handelt oder um eine Spirituose, die im Gewand eines Edelbrands daherkommt, letztlich aber nur Etyhlalkohol mit einem Schuss Fruchtsaft ist. Hier wird mit der Unwissenheit des Konsumenten Geld verdient.
Und hier sehe ich unsere Aufgabe klar in der Aufklärung des Verbrauchers, damit er solche Täuschungsversuche erkennt und solche Produkte künftig im Regal belässt.
Mischst Du auch Cola zum Whisky?
Zu einem guten Single Malt würde ich persönlich sicher keine Cola hinzugeben. Wenn ein Gast es bei mir tun würde, würde ich ihn sicher schief ansehen. Macht er das zuhause mit seinem eigenen Whisky, soll es mir egal sein.
Aber es gibt durchaus Produkte, die man mit Cola genießen kann. Ein Cuba Libre ist ja auch eine feine Sache! Aber auch hier würde ich keinen Clement oder Zapaca benutzen. Die genieße ich lieber pur. Und bitte eine halbe Limette frisch ins Glas pressen. Das macht es erst richtig karibisch!
Was hältst Du von Cocktails?
Ein gut gemachter Cocktail ist was Feines. Ich habe tatsächlich auch hier meine Favoriten.
Ein leckerer Negroni – je ein Drittel Gin, Campari, roter Wermut auf Eis, oder ein Long Island Icetea , einem Cocktail mit 5 verschiedenen Destillaten, ein echter Absturzbeschleuniger, wenn man ihn zu schnell trinkt!
Fördert schnaps.de den Alkoholkonsum?
Nein, genau das ist nicht mein Ziel.
Wir legen zum einen großen Wert auf die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes, zum anderen ist uns die Verbraucherinformation und Hinführung zum maßvollen Genuss von Destillaten wichtig.
„Drink lesser, drink better! – Trink weniger, trink besser!“ lautet unsere Devise.
Wie finanziert sich schnaps.de?
Schnaps.de bietet den Herstellern von Destillaten und Barprodukten kostenlose Onlineshops, um unserem Publikum gezielt diese Produkte vorstellen zu können. Wenn etwas verkauft wird, erhalten wir eine kleine Provision.
Allerdings sind die Einnahmen noch eher bescheiden. Langfristig glauben wir jedoch an dieses Konzept.
Außerdem bieten wir Unternehmen Sponsoring / Werbepartnerschaften an. Wie diese ausgestaltet werden können, ist Verhandlungssache.
Was ist alles noch geplant?
Schnaps.de soll weiter ausgebaut werden. Als erstes der Infobereich, später sollen weitere Elemente hinzukommen.
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