Rum: Die Karibik für zuhause
Rum und tropische Palmen
Wer wünscht sich nicht einen traumhaften Karibikurlaub?
Mit einem leckeren Cocktail, der in einer Kokosnuss serviert wird, in einer Hängematte sitzen und die Seele baumeln lassen. Der Blick auf das weite, klare Wasser und eine Prise Meeresluft im Gesicht. Von Traum zu Realität sind es jedoch nur Sekunden des Aufwachens. Sei es die Zeit, das Geld oder die fehlende Möglichkeit, die uns daran hindert, jetzt sofort einen Flug nach Kuba zu buchen und die Koffer zu packen. Aber was tun wir, damit unser schöner Traum nicht gänzlich unerfüllt bleibt?
Wir holen uns das Gefühl nach Hause.
Vielleicht ist es schwierig die Hängematte an der Wohnzimmerdecke anzubringen oder Kokosnüsse für unseren Cocktail aufzuschlagen, doch es gibt noch eine andere Möglichkeit, um der Karibik ein Stückchen näher zu kommen.
Denn wenn wir verstehen wollen, was diesen paradiesischen Urlaubsort wirklich so einzigartig macht, müssen wir tiefer Graben. Und genau deswegen tauchen wir nun in die spannende Geschichte der Karibik ein und entführen uns an weite, sandige Strände mit blutrünstigen Piraten und Ihrem größten Schatz:
Einer besonderen goldenen Flüssigkeit… dem Rum.
Mit Columbus in die neue Welt
Die Geschichte des Rums führt uns zurück ins 15. Jahrhundert
Nachdem Christopher Kolumbus 1492 auf der Suche nach den Indianern auf einer Insel der Bahamas an Land ging, entdeckte er auch weitere Inseln, wie Kuba und Hispaniola. Er erkannte, dass er nicht in Asien gelandet war und nannte seine Entdeckung „die neue Welt“. Doch schnell verflüchtigten sich die friedlichen Absichten. Die Ureinwohner saßen auf ungeahnten Kostbarkeiten, denn ihr Land war reich an Gold- und Silberressourcen.
So wurden die Ureinwohner auf Kosten der Besiedelung unterdrückt, getötet oder als Sklaven nach Spanien gebracht. Weil sehr viele Sklaven auf der Überfahrt starben, sollten die Versklavung der Ureinwohner verboten werden. Dies hinderte die spanischen Kolonisationsmächte jedoch nicht daran, Afrikaner als Sklaven auf den Karibischen Inseln auf Plantagen einzusetzen. Sowohl Tabak als auch Zuckerrohrplantagen dienten als Einnahmequelle, nachdem die Goldressourcen erschöpft waren. Die Idee war gleichermaßen grausam wie genial: Billige Produkte wurden in Afrika gegen Sklaven getauscht, diese wurden zur Zwangsarbeit in die Karibik gebracht und von dort aus kehrten die Schiffe mit riesigen Ladungen an Zucker, Rum, Tabak und Baumwolle wieder zurück nach Hause.
Dies nannten sie den „atlantischen Dreieckshandel“.
Der Name Karibik stammt von dem Indianerstamm der Cariben ab, welches auf das Arawak-Wort „kalinago“ (Übersetzt „tapfere Männer“) zurückgeht!
Doch schon bald sollte die spanische Herrschaft in der Karibik ihr Ende finden, als die Engländer ab dem 17. Jahrhundert auf die paradiesischen Inseln kamen. Die Spannungen zwischen Spanien und England stiegen und beinhalteten Belagerungen, Schmuggel und Piraterie.
Der Kampf um die Karibik gipfelte sich in einem siebenjährigen Krieg. Während dieses Krieses gelangte es der Royal Navy 1762 die Stadt Havanna, „dem Schlüssel zur Neuen Welt“, zu belagern. Aber auch unter den Engländern wurden die Kolonisierten ausgebeutet, während Europas gesellschaftlich und wirtschaftlich aufblühte.
Wie führt uns die Geschichte der Sklaverei nun zu dem Schatz der Piraten?
Die 10 bekanntesten Piraten
- Francis Drake
- Henry Morgan
- Klaus Störtebeker
- Anne Bonny
- Edward Teach (Blackbeart)
- Jack Rackham
- Benjamin Hornigold
- Charles Vane
- Samuel Ballamy
- Bartholomew Roberts
Rum: Vom Überrest
zu flüssigem Gold
Der uns nur allzu gut bekannte Rum entstand im 17. Jahrhundert auf der kleinen Insel Barbados.
Doch zunächst entstand der Rum nur als Abfallprodukt des Zuckerrohranbaus. Aber wieso eigentlich die vielen Zuckerrohrplantagen? Ganz einfach:
In Europa stieg die Nachfrage nach süßen Speisen und Desserts. Welcher Engländer mag nicht gerne Zucker im bitteren Tee oder in Form von leckerem Gebäck?
Zucker war also ein sehr wertvolles Gut und um vielfaches mehr Wert als das ganze Vermögen eines Plantagenarbeiters. Ein Abfallprodukt der Zuckerherstellung, das zunächst nur wenig Nutzen hatte, heißt Melasse.
Melasse ist ein sehr dickflüssiger, schokobrauner Zuckersirup und fällt als Rückstand bei der Kristallisierung von Zucker an. Bei der Herstellung von zwei Kilo Zucker entsteht auch etwa ein Kilo Melasse!
Heutzutage wird Melasse auch in der Industrie und in der Landwirtschaft verwendet: Zu Pellets gepresst und an Tiere verfüttert! Oder als Nährboden in der Herstellung von Antibiotika!
So es die Vorsehung will, diese Wilden auszumerzen, um Raum für die Besteller der Erde zu schaffen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Rum das dazu ausersehene Mittel ist.
Benjamin Franklin
Zum Glück versuchte man die Melasse nicht nur zu vernichten, sondern probierte sich auch an der Herstellung von Alkohol aus dem scheinbar nutzlosen Sirup.
Nach Fermentierung, Gärung und Destillierung entstand letztendlich Rum. Auch wenn der erste Rum einen unangenehmen Geschmack gehabt haben soll, entwickelte sich die Produktion schnell weiter und der Rum wurde in den Kolonien sehr beliebt. Zum Export blieb da nicht mehr viel übrig. Mit der Steigenden Produktion des Rums, stieg auch sein Handel.
Etwa jeder zweite Handel mit Indianervölkern im Südosten wurde mit Rum bezahlt. Aber nicht nur die Indianervölker verfielen in die süße Abhängigkeit zum Rum, denn ihnen folgten gleichermaßen die aus Europa stammenden Siedler. So breitete sich die Rumbrennerei auch auf den nordamerikanischen Kontinent aus und Melasse wurde großräumig aus Jamaica importiert.
Ein Tauschhandel mit Nahrung, Vieh oder Baumaterialien im Austausch gegen die heiß begehrte Melasse stand hoch oben an der Tagesordnung.
Überall dort, wo Schiffe die Melasse laden und entladen konnten, entstanden Destillerien, so zum Beispiel auch im Hafen von Boston. Und wo Destillerien waren, waren Gasthäuser und Schenken nicht weit. Wenn du deinen Rum genauso trinken willst, wie die Menschen im 18. Jahrhundert, kannst du passende Rezepte hier finden!
Little Turtle, ein Häuptling der Miami-Indianer schätzte im 19. Jahrhundert, dass 3.000 Indianer seines Volkes an dem Folgen des Alkoholkonsums starben.
Rum als
Bordverpflegung
In der Karibik ist es nicht nur warm, es ist auch feucht. Ein eher tropisches Regenwaldklima machte es unmöglich Bier oder Wein mit an Bord eines Schiffes zu nehmen.
Ein schönes gekühltes Bier im Sommer ist eine reine Wohltat. Wenn es in der Sonne stand, ist es schon eher unangenehm zu trinken. Sie können sich also denken, wie das Bier geschmeckt haben muss, nachdem es wochenlang in Fässern bei tropischen Temperaturen gelagert wurde.
Also musste eine Alternative her.
Rum wurde nicht nur in riesigen Mengen produziert und konnte bei warmen Temperaturen nicht verderben, die Qualität wurde sogar besser, wenn es in Fässern gelagert wurde!
Somit wurde jedem Schiff der Royal Navy eine Ration karibischen Rums zugesprochen, um die Motivation der Besatzung zu heben. Stellen Sie sich nur einmal vor, dass ihr Chef Ihnen jeden Morgen einen großen Humpen Rum auf den Schreibtisch stellt!
Doch um nicht den ganzen Alkohol auf einmal zu trinken und von disziplinierten Matrosen zum pöbelnden Trinker zu werden, wurde der Rum mit Wasser verdünnt und über den Tag verteilt ausgeschenkt.
Ab dem 17. Jahrhundert verdünnten die Matrosen der Royal Navy daher ihren Rum mit Wasser und süßten ihn mit ein wenig Zucker. Und fertig war ein weiteres berühmtes Getränk, dass wir auch heute noch unter dem Namen Grog kennen.
Nach einer Legende geht der Name des Grogs zurück auf den britischen Vize-Admiral Edward Vernon, welcher als Erster seine Mannschaft den Rum mit Wasser verdünnen ließ. Edward Vernon wurde auf See auch „Old Grog“ genannt, da er bekannt für seinen Umhang aus Grogram war. Später im kalten England tranken die Briten ihren Grog dann mit heißem Wasser.
Die Nordfriesen trinken ihren Grog jedoch statt mit Wasser mit Eigelb, das in dem Getränk verquirlt wird. Ob dieser Eiergrog wirklich schmeckt, ist die bleibende Frage. Du könntest es selbst einmal austesten! Hier findest du einige bekannte und traditionellen Grog-Rezepte.
Das Wort Rum leitet sich vermutlich vom englischen Dialektwort „rumbullion“ ab und bedeutet so viel wie Aufruhr oder Tumult!
Das Gesetz, welches Mitgliedern der Royal Navy die Rumrationen zusprach, galt bis in die 70er Jahre und wurde mit dem „Black Tot Day“ beendet!
So geht es mit Tabak und Rum:
Erst bist du froh, dann fällst du um.
Wilhelm Busch
Die Geschichte
der Piraterie
Schon in der Antike, um 1200 v. Chr. gab es Piraten.
Genauer genommen waren es ganze Völker, die zusammen im Mittelmeer Städte überfielen und plünderten. Auch im antiken Griechenland wurden die Städte schon in großzügiger Entfernung zur Küste erbaut, um sich vor seefahrenden Plünderern zu schützen.
Sicherlich kennst du Filme oder Serien über Wikinger. Aber wusstest du, dass das altnordische Wort „vikingr“ gleichbedeutend dem Wort Pirat steht? Allein die Serie Vikings zeigt uns sehr deutlich, wie die Piraterie im damaligen Skandinavien aussah.
Und auch die Methoden waren ähnlich: In kleinen Buchten legten sich die Wikinger auf die Lauer und überfielen, plünderten und kaperten Schiffe oder Dörfer. Piraten gab es also schon immer und es gibt sie auch heute noch.
Es gibt sogar ein Piraterie-Report, welcher beispielsweise 162 Piratenüberfälle weltweit im Jahr 2019 registrierte!
Doch kehren wir wieder zurück zu den „Pirates of the Caribbean“:
Ab dem 16. Jahrhundert kehrten immer mehr Piraten in die Karibik. Die Kolonialisierung und die Schätze in der Neuen Welt löckten Seeräuber an wie Fliegen. Jene, die als Freibeuter mit einem Kaperbrief in See stachen, plünderten unter dem Schutz der englischen Flagge und konnten für ihre Verbrechen nicht als Pirat angeklagt werden.
Ein bekanntes Beispiel ist der englische Freibeuter Francis Drake der unter Königin Elisabeth I. segelte. Für die Engländer brachte dies einen großen Gewinn: Die spanischen Handelsschiffe waren ein gelegenes Angriffsziel und die spanische Wirtschaft brauchte ein paar Verluste.
Doch bald schon stand die Sicherheit des Seehandels an höherer Stelle als der Disput mit Spanien, die Kaperbriefe verloren an Gültigkeit und der Piraterie sollte das Handwerk gelegt werden.
Die zuvor als hilfreich angesehenen Freibeuter wurden, wie alle anderen Piraten, von der Royal Navy geächtet und vertrieben.
7 berühmte Piraten Orte in der Karibik
- Nassau (Bahamas)
- Tortuga (Haiti)
- Norman Island (Britisches Überseegebiet)
- Port-Royal (Jamaika)
- Kokos-Insel (Costa Rica)
- Hispaniola (Dom.Rep/Haiti)
- Kingston (Jamaika)
Das Goldene Zeitalter
des Rums
Das späte 17 Jahrhundert läutete das goldene Zeitalter der Piraten ein.
Die Karibik bot einen entscheidenden Vorteil für die Piraten: Die Transportschiffe mit wertvollen Waren und Gütern mussten ein Meer aus vielen kleinen Inseln durchqueren, die sie wie ihre Westentasche kannten und besegelten konnten. Die karibischen Bukaniere waren eine Gruppe Piraten, die ihren Hauptsitz auf der Insel Hispaniola hatten und vollzogen Überfälle auf die Spanier.
Genau wie die Freibeuter wurden sie zeitweise von der restlichen Europäischen Regierung in Auftrag genommen. Als Chefadmiral aller Bukaniersflotten gehörte der berühmte Freibeuter Henry Morgan auch zu ihnen.
Der Name der Bukaniere stammt von ihrer Fleischzubereitung, bei der sie das Fleisch schnitten, trockneten und räucherten: Fleischräucherer oder auf französisch „boucanier“.
Die Matrosen der Royal Navy wurden manchmal mit Rum bezahlt.
Um nachzuprüfen, ob der Rum nicht verdünnt war, mischten sie ihn mit Schießpulver und zündeten ihn an. Wenn der Rum in Flammen aufging, war das „the proof“, dass der Rum auch rein war! 100 proof entsprechen also mindestens 50% vol Alkohol. Rum mit mehr Alkohol wird als overproof bezeichnet. Auch heute noch muss der berühmte “Navy Strength“-Rum mindestens 57% Alkohol aufweisen!
Zwischen 1716 und 1726 entstanden Gruppen von Piraten im großen Stil. Tortuga und Port Royal waren zu dieser Zeit richtige Piratensiedlungen. Doch warum schlossen sich so viele Menschen der gesetzlosen Piraterie an, wo ihre Anhänger doch auf das Härteste bestraft wurden?
Zum einen, weil viele Freibeuter ohne die Kaperbriefe nun arbeitslos waren oder sowieso schon verfolgt wurden, zum anderen waren viele Seeleute auf europäischen Schiffen unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Für sie alle versprach das Leben als Pirat ein zwar gesetzloses, doch auch klassenloses und gleichberechtigtes Leben zwischen Menschen unterschiedlichster Nationen.
Es entstand ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und eine gewisse soziale Gleichheit. Anders als wir es aus Filmen kennen, hatte selbst der Kapitän kaum Autorität und genoss kaum Privilegien. Im Grund bestimmten Mehrheitsentscheide das Leben aus See und es wurde kaum Gehorsam verlangt. Schnell konnte ein Kapitän abgesetzt werden, wenn die Mannschaft ihn für zu feige oder zu grausam hielt.
Bukaniere nannte man ab dem 17. Jahrhundert alle Piraten die sich auf Inseln der Karibik niedergelassen hatten!
„Fifteen men on the dead man’s chest. Yo-ho-ho, and a bottle of rum! Drink and the Devil had done for the rest. Yo-ho-ho and a bottle of rum!”
Jack Sparrow und seine Flasche Rum
Es klingt wie ein Klischee aus Filmen, doch gehörte der Rum zu den Piraten, wie Erdnussbutter zu Marmelade.
Sicherlich hast du auch schon von dem Namen Blackbeard gehört: Einer der berüchtigten Piraten der Geschichte. Über sein Leben ranken sich viele spannende Geschichten und so gut wie alle handeln von Seeräubern, Skorbut und Rum. Blackbeard selbst war alkoholsüchtig, wie der Großteil der Piraten, doch war er keineswegs grausam, auch wenn seine teuflische Erscheinung auf das Gegenteil schließen ließ.
Dann gibt es noch den berühmten und mindestens genauso verrückten Captain der Black Pearl, der alles was er besaß, selbst seinen einzigartigen Kompass, für eine Flasche Rum eintauschte!
Die Piraten tranken den Rum auf See ebenso wie alle anderen Seeleute, denn er konnte nicht so leicht durch Maden und Würmer verunreinigt werden wie das Trinkwasser. Doch nicht nur zum Trinken verwendeten die Piraten den Rum.
Es war ein Zeitvertreib, eine Ablenkung gegen die Kälte, Nässe und Langweile auf hoher See. Da sich nur sehr selten ein Arzt an Bord eines Piratenschiffes befand, galt der Rum auch als gängige Medizin oder wurde verwendet, um den Schmerz bei Amputationen und Kampfverletzungen zu betäuben!
So ist es also nicht weiter verwunderlich, dass auch einige neuzeitliche Rumgetränke, mit einer Piratenfigur auf der Flasche werben oder sie sogar nach ihr benennen.
Der Name des berühmtesten Deutschen Piraten Störtebeker = “Stürz den Becher” = Schnelltrinker . Der Name stammt von seinem Ruf einen stiefelgroßen Krug mit Met oder Bier auf einen Zug geleert zu haben.
Dem Rum wurden früher heilende Eigenschaften nachgesagt! Heute weiß man jedoch, dass die Matrosen durch das Trinken des Rums weniger an Skorbut litten, weil sie so gerne etwas Limettensaft hineinspritzten!
Vom Zuckerrohr zum Kultgetränk Rum
Unsere Reise beginnt mit dem Zuckerrohr.
Besonders gut wächst das Zuckerrohr im warmen, karibischen Klima, wird nach 9-24 Montagen Wachstumszeit geerntet und bei der Zuckerherstellung zerkleinert und gepresst. Die uns bekannten Zuckerkristalle bilden sich, wenn der gepresste Saft mehrfach gekocht wird.
Dieser Schritt wird nun immer und immer wieder wiederholt, bis keine Zuckerkristalle mehr entstehen. Zurück bleibt nur ein dunkler, dickflüssiger Sirup. Diese zähe Melasse ist der Schlüssel zum Schatz der Piraten.
Die Gärung ist der wichtigste Schritt der Rum-Herstellung, denn jetzt wird Zuckersirup zu Alkohol. Dieser Schritt braucht in der Regel zwei bis drei Tage. Bei der Gärung wird die Melasse mit Hilfe von Hefen fermentiert.
Dabei trägt die Wahl der Hefe nicht unerheblich zum späteren Geschmack des Rums bei, denn bei der Gärung entstehen chemische Geschmacksstoffe. Welche Hefe also verwendet wird, ist von Brennerei zu Brennerei unterschiedlich, oftmals ein wahres Betriebsgeheimnis und wird teilweise über Generationen weitergegeben.
Das entstandene Produkt wird nun Maische genannt und besitzt bereits einen Alkoholgehalt von 5-10%.
Der Erste Rum wurde auch Aguardente „Feuerwasser“ genannt, weil er sehr scharf und fast ungenießbar war!
Hast du schonmal einen Rum mit 5 % Alkoholgehalt gesehen? Das kann und möchte ich mir gar nicht vorstellen! Aber zum Glück ist unsere Reise an dieser Stelle auch noch nicht beendet: Die Destillation sorgt nun dafür, dass wir ein richtig schönes und hochprozentiges Getränk mit einem Alkoholanteil von 70-95 % erhalten. Das klingt doch schon viel besser, oder etwa nicht?
Alle Wege
führen zum Rum
Bei der Destillation wird das Wasser von unserem entstandenen Alkohol abgetrennt, indem der Alkohol verdampft und aufgefangen wird.
Dies ist nur möglich, da Alkohol einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser aufweist und somit schon bei ca. 78 °C verdampft. Andere negative Inhaltstoffe, wie Methanol oder Fuselöle besitzen einen noch niedrigeren Siedepunkt, verdampfen am schnellsten und werden so direkt abgetrennt. Die richtige Temperaturkontrolle ist bei diesem Schritt also das A und O.
Der Dampf des Alkohols wird über ein Rohr abgeführt und mithilfe eines Kondensators wieder heruntergekühlt, sodass er in einem zweiten Gefäß als reinerer Alkohol in flüssiger Form aufgefangen werden kann. So verliert der Rum nicht nur seine Wasseranteile, zusätzlich auch viele andere Bestandteile, wie den Zucker.
Die spätere Süße der Spirituose entsteht nicht durch die Melasse, sondern durch die spätere Lagerung und Reifung.
Zwei Verfahren kommen für die Destillation nun infrage:
Die traditionelle Destillation
Hier wird ein großer, kupferner Brennkessel verwendet, der auch „pot still“ genannt wird. Diese Form des Destillierens wird auch diskontinuierliche Destillation genannt, da die Maische in kleinen Portionen verarbeitet wird. Nach jeder Portion Maische muss der Kessel jedoch entleert und gereinigt werden. Außerdem musste der gesamte Destillationsvorgang 2-3-mal wiederholt werden.
Wir haben hier also ein Verfahren, dass viel Arbeit und einen hohen Zeitaufwand bedeutet, doch gleichzeitig in der Lage ist qualitativ hochwertigere, schwerere und aromatischere Produkte zu liefern.
Das erzeugte Destillat besitzt einen Alkoholgehalt von 60-75%. Heutzutage arbeiten jedoch nur noch wenige Brennereien mit diesem Verfahren, da es besonders für größere Produktionen nicht sonderlich rentabel ist.
Die kontinuierliche Destillation
Dem gegenüber steht die kontinuierliche Destillation: Ein stetiges Einfüllen der Maische in die Brennsäule bzw. einen Brennkolben, auch „column still“ genannt, bedeutet geringeren Aufwand und eine höhere Ausbeute während der Verarbeitung.
Hier muss der Vorgang nicht mehrmals wiederholt werden, da der verdampfte Alkohol durch die Verwendung einer zweiten Brennsäulen wesentlich länger zirkulieren kann, bevor er wieder abgekühlt wird. Außerdem entsteht bei dieser Form der Destillation ein leichterer und milderer Rum mit einem deutlich höheren Alkoholgehalt von etwa 70-90%.
Diese Methode ist jedoch erst seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt und mittlerweile weit verbreitet. Einige große Hersteller, wie Bacardi zum Beispiel, verwenden sogar mehr als zwei hintereinander geschaltete Brennsäulen, um diesen Prozess noch weiter auszubauen.
Nach der Destillation wird der Rum abgefüllt, verschickt und importiert. Das fertige Produkt darf nun nicht mehr verändert werden!
Mit dem Alter
kommt die Rum-Reife
Wie uns allen bewusst ist, gibt es sowohl braunen oder goldenen als auch weißen Rum. Der Unterschied ist die Lagerung und die Reifung.
Während weißer Rum „Blanco Rum“ jung und ungereift ist, wird der braune Rum auf unterschiedlichste Art gereift. Blanco Rum wird, wenn überhaupt, nur kurz in Stahlbehältern gesammelt und mit Wasser auf den gewünschten Alkoholgehalt verdünnt.
Brauner Rum, auch „Dark Rum“ genannt, wird hingegen in Eichenholzfässern gelagert. Das Eichenholz wird aus der amerikanischen Weißeiche gewonnen und ist in der Rumverarbeitung weit verbreitet. Das Geheimnis dieser Fässer ist, dass sie bereits zwei Jahre bevor sie überhaupt einen Tropfen Rum fassen, für die Reifung von Bourbon Whiskey verwendet wurden.
Sie sind also eigentlich ausrangierte und recycelte Fässer, die nicht erneut für die Lagerung von Whiskey verwendet werden dürfen!
Die Göttin hat mir Thee gekocht und Rum hineingegossen; Sie selber aber hat den Rum ganz ohne Thee genossen.
Heinrich Heine
Doch für unseren Rum ist das nur von Vorteil: Gute Geschmacksaromen, wie die typische Vanillenote des Bourbons, die sich noch in den winzigen Poren der Holzfässer verstecken, reichern den Rum mit ihrer leichten Süße an.
Aber auch andere europäische Spirituosen können durch ihre zuvorgekommene Lagerung den Rum verändern: Cognac, Rotwein oder Sherry können sowohl ihre dunklen Farben als auch verschiedene nussige, süße, fruchtige, würzige oder schokoladige Aromen an den Rum abgeben!
Umso länger der Rum gelagert wird, umso qualitativ hochwertiger ist er.
Mit der Zeit übernimmt der Rum die Farbe der Eichenholzfässer und wechselt von Goldnuancen über Farben wie Bernstein zu Mahagoni und Nugatbraun. Aber auch eine reinigende Wirkung hat die längere Lagerung auf den Rum, denn das Holz saugt Verunreinigungen im Rum auf und macht ihn reiner. Doch lass dich nicht täuschen: Nicht nur dunkler Rum wurde lange gelagert! Auch Blanco Rum kann in Holzfässern gereift und von hochwertiger Qualität sein.
„Angels Share“ nennt sich der Anteil einer Spirituose, welcher bei der Lagerung und Reifung verdunstet. Bei schottischem Whiskey beträgt der Angels Share etwa 2 % der Jahresproduktion, doch bei karibischen Rum liegt dieser Anteil sogar bei 10-14%!
Rum ist
nicht gleich Rum
Der letzte Schritt in der Herstellung des Rums ist das „Blending“.
Eigentlich jeder Rum, den wir kennen, ist eine Mischung verschiedener gleichalter Destillate durch einen professionellen „Master Blender“, der genau weiß, wie das Endprodukt am besten ausfallen wird. Der entstandene Rum heißt „Blended Rum“ und entspricht fast jeder Rumsorte im Sortiment! Selten, aber möglich ist es ebenfalls Rumdestillate unterschiedlicher Altersstufen und Reifestadien miteinander zu kombinieren.
Der Rum wird in Fässern gereift, die übereinandergestapelt werden. Das obere Fass lagert den Jüngsten Rum, das unterste Fass den ältesten Jahrgang. Nur ein gewisser Prozentsatz wird bei der Abfüllung einem jeden Jahrgang entnommen. Damit sich die Sorten vermischen, wird die entnommene Menge des unteren Fasses durch das obere Fass wieder aufgefüllt. Das Ergebnis ist der „Solera Rum“.
Merk dir dazu, dass auf der Flasche immer das Alter des ältesten Fasses aufgedruckt ist!
Ein minimaler Alkoholgehalt von 37,5 % vol. ist notwendig, um seine Spirituose auch „Rum“ nennen zu dürfen!
Der sogenannte „Single Cask Rum“ ist hingegen eine Rumsorte, die völlig frei von Blending sofort aus dem Fass in Flaschen abgefüllt wird und daher nur mit einer limitierten Anzahl einhergeht.
Bevor der fertig gemischt oder gewürzt Rum in Flaschen abgefüllt werden kann, muss der Rum nur noch mit destilliertem Wasser so weit verdünnt werden, bis der gewünschte Alkoholgehalt vorhanden ist.
Ebenso wie auf das Blending, kann auch auf das Verdünnen verzichtet werden und ein „Overproof Rum“ mit einem Alkoholgehalt von mindestens 57 % vol. wandert direkt in die Flasche.
Doch keine Sorge:
Wer solch einen Rum einmal probieren möchte, doch den Alkoholgehalt zu hoch empfindet, kann auch nachträglich den Rum im Glas verdünnen!
Die Ausnahme
bestätigt die Rum-Regel
Jetzt hast du einen ganzen Absatz darüber gelesen, dass der klassische Rum aus Melasse hergestellt wird und nun müssen wir wieder zurückrudern. Wieso sollte der Rum denn überhaupt aus etwas anderem gewonnen werden als aus dem wertvollen und nützlichen Sirup?
Nachdem der Rum über Jahrhunderte aus dem Abfall der Zuckerrohrproduktion gewonnen wurde, sank die Zuckergewinnung in der Karibik stark. Oftmals war es lukrativer geworden, den Zucker nicht mehr über weite Meere zu transportieren, sondern Zuckerrüben direkt in Europa anzubauen und diese für die Zuckerherstellung zu verwenden.
Wie also nutzte man die zurückgebliebenen Zuckerrohrplantagen, wenn nicht für die Herstellung und Raffinierung von Zucker? Eine Lösung fand sich darin, direkt den Zuckerrohrsaft zu destillieren, anstatt mühselig und viel zu teuer Zucker und Melasse zu produzieren. Der neu entstandene Rum nennt sich auch heute noch: Agricole Rum!
Der französische Agricole Rum besitzt eher nussige oder fruchtige Noten und wird daher auch in Cognac Fässern gelagert, welche diese Aromen noch verstärken können.
Den in Brasilien aus Zuckerrohrsaft produzierte Rum kennen wir unter dem Namen: „Cachaça“
Cachaça nennt man in Brasilien „Aguadiente de Cana“ (Branntwein aus Zuckerrohr).
Rum:
Die Qual der Wahl
Ob du den Rum pur oder im Cocktail trinken möchtest, ist natürlich ganz deine Entscheidung. Doch wie die verschiedenen Rumsorten ideal getrunken werden, möchte ich dir mit auf den Weg geben:
Weißer Rum
Blanco Rum eignet sich besonders gut für die klassischen Cocktails:
Mojito, Daiquiri oder Pina Colada. Zu den weißen Rum Sorten zählt ebenfalls der Agricole Rum, welcher direkt aus dem Zuckerrohrsaft gewonnen wurde. Auch Cachaça zählt zu dieser Kategorie:
Er kann sehr gut für einen frischen Caipirinha oder einen Cocktail namens Batidas genutzt werden. Hier findest du Cocktailrezepte für weißen Rum!
Brauner oder goldener Rum
Willst du den Rum pur genießen, um all seine Aromen und Geschmäcker auszukosten, solltest du ihn am besten nicht mit Eiswürfeln verdünnen. Dies hat zwei Gründe:
Erstens verliert der Rum wichtige Aromen, wenn er mit dem Eiswasser verdünnt wird und zweitens wird seine Temperatur zu tief herabgesetzt. Rum sollte bei einer Raumtemperatur (etwa 17 Grad Celsius) genossen werden, denn auch durch die Kühlung können wichtige Geschmacksstoffe verloren gehen, die bei der langen Lagerung und Reifung entstanden sind.
Doch auch hier bestätigt die Ausnahme wieder dir Regel:
Die besonders hochprozentigen Rumsorten, wie den Overproof Rum, dürfen mit etwas wohltemperiertem Wasser auf eine zum Trinken angenehme Stärke verdünnt werden. Das richtige Glas kann ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack und den Geruch des Rums haben. Wir suchen ein Glas, dass am oberen Rand etwas schmaler zuläuft, um die teilweise sehr flüchtigen Aromen des Rums besser auffangen zu können. Daher empfehlen es Kenner ein Nosing- oder Degustationsglas für den Genuss des Rums zu verwenden!
Aber auch brauner Rum kann sehr gut für Cocktails oder Mischgetränke verwendet werden: Cuba Libre, Mai Tai oder Zombie sind nur wenige der bekannten Cocktails, die durch den braunen Rum ihre einzigartige Note erlangen. Wenn du dir solche Cocktails mixen möchtest, kannst du dir hier Rezepte dazu ansehen!
Umso mehr Zeit man sich beim Trinken des Rums lässt, desto weicher und wärmer wird der Genuss!
Die gesetzliche
Definition von Rum
a)
Rum ist eine Spirituose, die ausschließlich durch die Destillation des Produkts der alkoholischen Gärung von Melasse oder Sirup, die aus der Rohrzuckerproduktion stammen, oder von Zuckerrohrsaft selbst gewonnen und zu weniger als 96 % vol so destilliert wird, dass das Destillat in wahrnehmbarem Maße die besonderen sensorischen Eigenschaften von Rum aufweist.
b)
Der Mindestalkoholgehalt von Rum beträgt 37,5 % vol.
c)
Der Zusatz von Alkohol, ob verdünnt oder unverdünnt, ist nicht zulässig.
d)
Rum darf nicht aromatisiert werden.
e)
Zuckerkulör darf Rum nur zur Anpassung der Farbe zugesetzt werden.
f)
Rum darf zur Abrundung des endgültigen Geschmacks des Erzeugnisses gesüßt werden. Das Fertigerzeugnis darf jedoch nicht mehr als 20 g süßende Erzeugnisse je Liter, ausgedrückt als Invertzucker, enthalten.
g)
Bei gemäß dieser Verordnung eingetragenen geografischen Angaben darf die rechtlich vorgeschriebene Bezeichnung von Rum ergänzt werden durch
- den Begriff „traditionnel“ oder „tradicional“ sofern der betreffende Rum — nach alkoholischer Gärung von Ausgangsstoffen, die ausschließlich aus dem betreffenden Herstellungsort stammen, zu weniger als 90 % vol destilliert wurde, und — einen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von mindestens 225 g/hl r. A. aufweist und — nicht gesüßt ist;
- den Begriff „landwirtschaftlicher“, sofern der betreffende Rum den Anforderungen gemäß Ziffer 1) entspricht und ausschließlich durch Destillation nach der alkoholischen Gärung von Zuckerrohrsaft hergestellt worden ist. Der Begriff „landwirtschaftlicher“ darf nur bei einer geografischen Angabe eines französischen überseeischen Departements oder der autonomen Region Madeira verwendet werden.
Diese Ziffer lässt die Verwendung der Begriffe „landwirtschaftlicher“, „traditionnel“ oder „tradicional“ in Verbindung mit allen Erzeugnissen, die nicht unter diese Kategorie fallen, nach den für diese Erzeugnisse geltenden spezifischen Kriterien unberührt.
Rum erklärt
vom Sommelier
Rum ist also ein Destillat mit mindestens 37,5% Alkohol. Der Alkohol muss seinen Ursprung in der Destillation haben – es darf kein Alkohol zugesetzt werden. Rum darf mit maximal 20g je Liter gesüßt werden. Er darf gefärbt werden, damit eine gleichbleibende Farbe gegeben ist. Er darf nicht nachträglich aromatisiert werden – sonst ist es kein Rum mehr.
Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, darf sich ein Produkt in Europa Rum nennen. Oft werden dann Begriffe wie „Likör auf Rumbasis“ oder „Spirituose auf Rumbasis“ verwendet, um diese gesetzlichen Vorgaben zu umgehen.
Als Rum-Verschnitt wird ein Gemisch aus 5% echtem Rum, Neutralalkohol (Ethylalkohol) und Wasser bezeichnet. Mit wenigen Ausnahmen stammen diese Produkte aus der Stadt Flensburg, dem ehemaligen Zentrum für den Überseehandel mit Rum.
Das Aroma:
Wie schmeckt Rum?
Rum kennt jeder. Rum-Aroma ist als Backzutat bereits Kindern bekannt. Im Kuchen, Gebäck und in Süßwaren und in Schokoladen ist Rum-Aroma nicht selten. Das Aroma ist typisch, ein Vergleich fällt trotzdem schwer.
Dennoch wollen wir Ihn wagen: Also:
Wie schmeckt eigentlich Rum oder besser wonach?
An Aromen kommen Vanille, reifes Obst, Früchte in die Nase. Reife Pflaumen, Rosinen, Banane, tropische Früchte sind typische Aromen, die bei der Destillation aus der Maische in das Destillat herübertransportiert werden.
Natürlich ist jeder Rum anders und ein französischer Rum Agricole ist anders als ein klassischer Jamaika-Rum.
Auch die Intensität der Aromen und die Länge des Abgangs hängen von Typ und Alkoholgehalt ab.
Rum hat seine Heimat in der Karibik. Die Vermählung eines Rums mit tropischen Säften zu einem Cocktail liegt nahe, aber gerade die hochwertigen Rums verdienen es, pur verkostet zu werden. Als Begleiter zu einer karibischen Zigarre, ob nun aus Cuba, von Hispaniola oder Costa Rica passt ein guter Rum perfekt. Im Zusammenspiel mit Schokoladenaromen, Vanille, Karamell oder feinen Kaffeenoten ist ein karibischer Rum der perfekte Begleiter zu einem Dessert.
Viel Spaß mit Rum wünscht Dir Dieter Kann von schnaps.de