Mit 7 Tipps zum idealen Whisky-Genuss für Einsteiger 

Whisky ist für mich ein END-OFF-DAY Drink. Ein Getränk um den Tag stilvoll ausklingen zu lassen. Ein Entschleunigungsmittel. Whisky ist quasi das Gegenteil vom Kaffee am Morgen. Die Zeit für Whisky ist Termin-, Pflicht- und stressfrei. Vielleicht genießt Du den Whisky zusammen mit einer mittelamerikanischen Schönheit aus Tabakblättern oder einem guten Buch. Ich möchte Dir ein paar Tipps geben, wie die Rahmenbedingungen für Deine Entschleunigung aussehen sollte.

Tipp 1: Raum & Zeit 

Du solltest Dich wohlfühlen. Es Dir gemütlich machen. Keine Krawatte, gute Raumtemperatur. Ein bequemer Sessel wäre optimal.

Die Tageszeit spielt letztlich natürlich keine Rolle, aber Du solltest Zeit haben. Deine sensorischen Fähigkeiten sind übrigens am Morgen besser als abends. Aber dazu ein anderes mal mehr.

Wichtig: Keine Termine, keine Verpflichtungen. Ein guter Whisky hat 7, 12 oder sogar 18 Jahre im Fass auf Dich gewartet. Da darfst Du Dir gerne auch 2 oder 3 Stunden für „ihn“ Zeit nehmen. Er hat es verdient! 

Tipp 2: Atmosphäre 

Ich persönlich empfehle Ruhe oder nur sehr leise Musik. Ob Du deinen Whisky alleine oder zu zweit trinkst, spielt keine große Rolle. Sofern der Konsens darin besteht zusammen zu entschleunigen. Gute Gespräche ja – hitzige Diskussionen würde ich eher vermeiden – zugunsten des Lebenswassers. In der Ruhe liegt die Kraft! 

Tipp 3: Das Glas 

In den 70er waren Whisky-Tumbler, also relativ breite, flache Becher in Mode. Langstielige Nosing-Gläser mit bauchigem Kelch und einer sich nach oben verjüngenden Öffnung folgten. 

Davon abgeleitet wurden Nosing-Tumbler, also Gläser ohne Stiel aber mit Nosing Kelch entwickelt. Der „Bauch“ und die Höhe des Glases erlauben den Whisky zu schwenken und zu betrachten, die schmaler werdende Öffnung leitet die Aromen unmittelbar zur Nase.  

Meine Empfehlung an der Stelle: The Glencairn Glas Stölzle, Lausitz. 

Nebenbei: Ein Sherryglas tut es für den Anfang übrigens auch sehr gut. 

Ein Glasdeckelchen ist für mich eine Spielerei, die man mitspielen kann, aber keineswegs muss. 

Tipp 4: Der Whisky 

Den richtigen Whisky zu empfehlen ist unmöglich. Einen schönen Überblick bieten die Vertreter der Classic Malts of Scotland:

Eine gute „Region“ zum Starten ist die Speyside mit ihren rund 50 Distilleries. 

Wobei ich von den Classics die letzten beiden erst einmal zurückstellen würde – denn gerade am Anfang sollte man die  Finger von sehr rauchigen und torfigen Whiskys lassen. Speziell die Whiskys von Islay stehen bei Kennern hoch im Kurs. Aber es braucht schon das ein oder andere Whiskyglas bevor man die da herangehen sollte.  

Der Preis eines Whiskys kann, muss aber kein Kriterium für die Qualität sein. Es gibt viele Whisky-Sammler, die sich auf Raritäten stürzen und diese als Wertanlage behandeln. Entsprechend hoch sind dann limitierte Editionen und Abfüllungen. 

Tipp 5: Die richtige Whisky-Temperatur 

Wer schon einmal den Versuch gemacht hat einen aromatischen Wein, bestimmte Biere oder auch einen Whisky parallel mit verschiedenen Trinktemperaturen zu verköstigen, wird die Aussage unterschreiben, dass Kälte und Aromen-Entfaltung im starken Widerstreit stehen.  

Probiere es mal aus. Einen Wein oder ein besonderes Bier einmal eiskalt, einmal leicht gekühlt und bei Raumtemperatur zu vergleichen. Wer das macht, wird feststellen, dass sich die Aromen am besten nahe der Raumtemperatur aufspüren lassen. Je kälter, desto weniger Aromen kommen zur Entfaltung. Bei manchen Getränken (z.B. amerikanische Lager-Biere) ist dies durchaus erstrebenswert. Die sollen einfach nur zischen. 

Bei einem Whisky wollen wir das nicht. Schlussfolgerung; Ein Whisky hat im Kühlschrank nun rein gar nichts verloren! Dunkel, trocken und kühl sind die optimalen Bedingungen für Whisky. Und die Flasche alsbald wieder verschließen. Ein Whisky muss nicht dekantiert werden. Die chemische Reaktion mit Sauerstoff, also die Oxidation, ist langfristig der Feind guter Aromen.  

Wo wir gerade bei der Temperatur sind: Am Eis scheiden sich die Geister. Ich persönlich würde nur einen einzigen Eiswürfel verwenden, wenn der Raum wirklich sehr warm ist (Kaminfeuer). Ansonsten nie! Als Alternative zu Eis gibt es sogenannte Whisky-Stones. Steinwürfel, die tiefgefroren werden und in den Whisky gegeben werden, um zu kühlen. Der Vorteil gegenüber Eiswürfeln liegt klar auf der Hand: Kühlung ohne zunehmende Verwässerung!  

Tipp 6: Das Wasser zum Whisky 

Wasser ist wichtig! Natürlich stilles Wasser. In einer kleinen Karaffe gereicht. Ich gebe meinem Whisky nach dem allerersten Schluck (pur) immer etwas Wasser hinzu. Vor allem bei fassstarken Whiskys mit 50-60 vol% Alkohol. 

In der Destillerie werden Whiskys bei  der Abfüllung auf Flaschen meist auf 40-43 vol% abgesenkt, um die drinkability zu erhöhen. Ausnahmen bilden die fassstarken Whiskys (Cask-Strenght), die in Originalstärke an den Mann und die Frau gebracht werden. 

Typisch deutsch: Mit einer Glaspipette (Whisky Dropper) das Wasser tropfengenau zu dosieren. Mir war die Schlückchenweise Zugabe von Wasser aus einer kleinen 250 ml Krug bisher immer genau genug. Aber jeder bitte so, wie er mag.  

Zum Wasser: Ich benutze meist handelsübliches stilles Mineralwasser. Leitungswasser hat in Deutschland eine sehr hohe Qualität und kommt durchaus als Alternative in Frage, wenn die Wasserhärte einigermaßen niedrig ist. Leider ist das bei mir nicht der Fall. Ich greife daher auf Mineralwasser zurück.    

Natürlich kann man auch zur Uisge Source oder Highland Spring greifen, wenn man es ganz stilecht haben will, schottisches Quellwasser, welches im Onlinehandel erwerblich ist.   

Tipp 7: Weitere Begleiter 

Whisky ist ein Genussmittel und nicht zum Durstlöschen gedacht. Wir empfehlen als Begleiter entweder stilles Wasser oder ein leichtes Bier (ein Lager, ein (sehr) leichtgehopftes Pils, Kölsch, Export oder Helles). Ein leichtes Bier passt von den Aromen einfach besser als Wein oder Cola.  

Außerdem basieren Bier und Whisky auf den gleichen Grundstoffen (Gerstenmalz, Wasser, Hefe – der Hopfen fehlt beim Whisky) und haben bis zu einem bestimmten Punkt sogar eine ähnliche Herstellung. Es sind also enge Verwandte: Bier & Whisky. 

Knabberzeugs gehört nicht auf einen Tasting-Tisch, keine Chips, keine Erdnüsse, Salzstangen und auch kein Süßkram. Das irritiert stark und lenkt vom Whisky ab. Man kann zum neutralisieren ein helles Brot aufschneiden (z.B. Baguette) und zwischen einzelnen Whiskys knabbern.  

Zu allen Regeln gibt es immer die berühmte Ausnahme. Hochwertige und handgefertigte Schokoladen und Whiskys lassen sich wunderbar kombinieren. Hier empfehle ich die Expertise der Limburger Whiskybar Villa Konthor – Herr Robin Pitz – Robin hat eine Reihe von wunderbaren Pairings entwickelt. Vielleicht stellt er sie ja bald wieder auf schaps.de im Shop zur Verfügung.   


So, ich hoffe Du fandest die Tipps hilfreich und konntest etwas für Dich gewinnen. Wenn dies der Fall ist, empfehle uns weiter, schaue mal wieder rein! Achja, und den schnaps.de Newsletter abonnieren, als Du noch nicht hast! 

Prost & Slàinte mhath 

Destillat Sommelier Dieter Kann

Dieter Kann
Autor auf www.schnaps.de
Biersommelier / Destillat-Sommelier 

Natürlich unsere Schlussapelle: Trinke immer verantwortungsbewusst! Plane vorab, wie Du nach Hause kommst.  Auto nur ohne Alkohol – mach mit bei 0,0 Promille!  Alkohol darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. In der Schwangerschaft bitte unbedingt verzichten!